Der Weißstorch (Ciconia ciconia)
Vogel der Jahre 1984 und 1994
Name:
Weißstorch (Ciconia ciconia) volkstümlich auch als Adebar oder auch Klapperstorch bekannt.
Kennzeichen
Gefieder weiß, nur Schwungfedern und Teil der Oberflügeldecken schwarz. Schnabel und Beine rot. Im Flug Hals gerade nach vorn gestreckt. Geschlechter nur sehr schwer zu unterscheiden, Schnabel (ca. 14-19 cm lang) und wie die Beine leuchtendrot gefärbt. Der Schnabel des Männchens meist etwas länger und stärker. Jungvögel nach dem Ausfliegen nur während der ersten Wochen noch durch schwärzliche Schnabelspitze von den Altvögeln zu unterscheiden.
Der Weißstorch fliegt mit ausgestrecktem Hals und kann eine Geschwindigkeit von 45 km pro Stunde erreichen.
Körpermaße
Stehend etwa 80-100 Zentimeter hoch, 2600 bis 4400 Gramm schwer. Flügelspannweite bis zu 2 Meter, Schnabellänge 14-19 Zentimeter.
Stimme
Charakteristisch ist das Klappern, mit dem die Störche sich gegenseitig begrüßen und Feinde vom Nest fernhalten, dabei wird das Drohklappern durch pumpende Flügelbewegungen unterstützt; das Klappern wird häufig von einer Art Fauchen begleitet; sonst haben sie keine weitere Lautäußerung.
Stimme anhören:
Klappern des Weißstorches

Nahrung
Der Weißstorch ernährt sich von Kleinsäugern, Froschlurchen, Eidechsen, Schlangen, große und kleine Insekten und ihre Larven. Regenwürmern und auch Aas. Weitere Informationen siehe „Nahrung“.
Nest
Gebrütet wird auf Hausdächern, Bäumen, Masten, Schornsteinen und Felsen. Die Nester können bis zu vier Meter hoch und zwei Tonnen schwer werden. Die Nester werden auch Horste genannt. Der Horst in Wittelshofen ist auf einem Kamin gebaut und befindet sich 32 m über der Erde.
Fortpflanzung
Brütet auf Hausdächern, Türmen, Strommasten oder Bäumen. Nimmt künstliche Nestunterlagen wie Wagenräder gerne an. Brutzeit Anfang April bis Anfang August. Eine Jahresbrut. 3-5 (7) Eier. Beide Partner brüten.
Brutzeit/ Brutdauer
Anfang April bis Mitte Juni wird gebrütet und sie dauert rund 32-33 Tage.
Die Storchenküken haben ein schmutzigweißes Dunengefieder.
Entwicklungszeit
Die Nestlingszeit beträgt etwa 55-60 Tage, nach sieben Wochen haben die Jungstörche die Größe ihrer Eltern erreicht; im Alter von drei Monaten trennen sie sich von den Eltern.
Futter (bei Trockenheit auch Wasser) wird im Kehlsack zum Nest getragen und ausgewürgt.
Alter
Ältester Ringfund 35 Jahre. Durchschnittsalter 8-10 Jahre.
Verhalten
Tagaktiv. Segelt nach Möglichkeit, Ruderflug schwerfällig. Nahrungserwerb im Gehen. Nistplatztreue. Das Männchen trifft vor dem Weibchen ein und besetzt möglichst das Nest vom Vorjahr. Heftige Kämpfe mit Besetzern vorjähriger Nester. Begrüßung des Partners mit Klappern des Schnabels. Außerhalb der Brutzeit in kleineren oder größeren Verbänden.
Lebensraum
Sie benötigen offene Landschaften, Feuchtgebiete, Flussniederungen und -auen mit periodischen Überschwemmungen, extensiv genutzte Wiesen und Weiden; in Südeuropa und Nordafrika auch in Trockengebieten.
Verbereitung
Das Brutareal umfasst Europa, Westasien und Nordafrika.
Bestand
Vom langjährigen Engagement des NABU für seinen Wappenvogel hat der Weißstorch in den vergangenen Jahren stark profitiert. Dennoch brauchen Störche weiterhin eine starke Lobby, denn um seinen Lebensraum, Feuchtgrünland und Flussauen, ist es eng geworden. Hinzu kommen viele Verluste auf den Zugwegen, die gegenwärtig nur durch die starken Bestände aus Osteuropa ausgeglichen werden.
In Deutschland und Westeuropa inzwischen geringe Siedlungsdichte, aus vielen Regionen verschwunden. Der Bestand in Deutschland im Jahr 2000 betrug etwa 4.422 Brutpaare. In Nordost-Polen sind maximale Siedlungsdichten von bis zu 38 Brutpaare pro 100 qkm. Das größte Storchendorf in Deutschland ist Rühstädt in der brandenburgischen Elbtalaue mit ca. 40 Paaren. Im kroatischen Dorf Cigoc brüten mehr als 50 Paare, auf der Kathedrale im spanischen Alfaro sogar mehr als 100 Paare.
Bestandsentwicklung
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist ein starker Bestandsrückgang zu verzeichnen ; 1934 noch über 9.000, 1958 nur noch etwa 4.800 Brutpaare. Der Tiefpunkt war 1988 mit weniger als 3.000 Brutpaaren. Seit Anfang der neunziger Jahre langsame Bestandszunahme.
In diesem Jahrhundert haben sich die schwarzweißen Stelzvögel vermehrt, ihr Bestand wird derzeit mit 80.000 geschätzt.
Gefährdung durch:
– Lebensraumverlust (Zerstörung der Talauen, von Flüssen und Bächen, durch Gewässerausbau, Entwässerung von Feuchtgrünland
– Elektrische Freileitungen und gefährlich konstruierte Strommasten
– Verlust von geeigneten Rastgebieten entlang der Zugroute
– Dürre in den Überwinterungsgebieten
– Bestandsrückgang der Nahrungsorganismen durch Pestizideinsatz in den Überwinterungsgebiete
– Bejagung in den Überwinterungsgebieten
Forderungen zum Schutz
Die bisherigen Maßnahmen zum Schutz des Weißstorchs sind aufrecht zu erhalten. Das Nahrungsangebot in der Kulturlandschaft darf sich nicht verschlechtern. Dazu kann u.a. die Aufrechterhaltung von Grünlandbewirtschaftung unmittelbar beitragen. In Weißstorchgebieten sollten Stromleitungen verkabelt oder zumindest mit Markierungen versehen werden, um Kollisionsopfer zu vermeiden. Generell sind vogelgefährlich konstruierte Strommasten im Netz der Energieversorger wie auch bei der Bahn so rasch wie möglich zu entschärfen (Umsetzung des §53 Bundesnaturschutzgesetz: Vogelschutz an Energiefreileitungen).
Quelle: LBV/ NABU