Im August macht sich Unruhe unter den Störchen breit.
Die Jungstörche unternehmen immer weitere Ausflüge in die Umgebung des Nestes und sind Mitte August schließlich verschwunden. Kurze Zeit später sind auch die Altvögel nicht mehr an ihren Nestern anzutreffen. Eltern und Jungvögel haben sich unabhängig voneinander auf den langen Weg nach Afrika begeben.
 
Der Storchenzug entstand während vieler Jahrtausende als eine Verhaltens-anpassung an die jahreszeitlich wechselnden klimatischen Bedingungen in Europa und Afrika. Dabei ist es weniger die Kälte als vielmehr die winterliche Nahrungsknappheit, die den langen Zug nach Afrika erfordert.
 
Die gewaltigen Entfernungen, die Störche auf ihrem Weg nach Afrika und wieder zurück nach Europa zurücklegen, könnten sie niemals im aktiven und kräftezehrenden Ruderflug bewältigen. Ähnlich wie Segelflugzeuge nutzen sie daher warme Aufwinde, die ihnen einen energiesparenden Segelflug erlauben. Solche Thermiken bilden sich in ausreichender Stärke nur über größeren Landflächen. Da dieser so wichtige Auftrieb über großen Wasserflächen nicht entstehen kann, folgen die Störche auf ihrem Flug nach Afrika einer Route, die weitestgehend über Land verläuft. Bei den so genannten Ostziehern bildet deshalb der Bosporus  zwischen Europa und Asien ein Nadelöhr. Die Westzieher nutzen die schmale Mittelmeerenge bei Gibraltar.
 
Bei ihren Langstreckenflügen sind Störche wahre Vielflieger. In den zwei bis vier Zugmonaten legen sie im Durchscnitt 150 bis 300 Kilometer pro Tag zurück.
 
 Die Reiseroute
  
Fast 75 Prozent der deutschen Weißstörche wählen für ihren Zug in die Über-winterungsgebiete die östliche Route, die sie über den Bosporus in der Türkei in den nahen Osten zunächst bis in den Sudan und dann weiter nach Tansania und sogar nach Südafrika führt. Oft legen sie dabei Strecken von mehr als 10.000 Kilometer zurück. In jedem Jahr folgen etwa 500.000 Störche dieser Strecke vom Bosporus über Zentralanatolien bis nach Iskenderun an der Mittelmeerküste. Die Türkei war und ist dabei ein wichtiger Rastplatz für die durchziehenden Störche. Daneben ist die Türkei eines der Länder, in denen der Storch als „Mekka-Pilger“ einen traditionellen Schutz der meist islamischen Bevölkerung genießt.
 
Die Ost- und Westzieher

Die Zugscheide zwischen den Ostziehern und den Westziehern

verläuft mit einem breiten Übergangsbereich mitten durch Bayern. Die Störche Südwestdeutschlands nehmen gemeinsam mit ihren Artgenossen aus Frankreich, Spanien und der Schweiz die westliche Zugroute über Gibraltar und die Sahara, um in der westafrikanischen Sahelzone zwischen Senegal und Tschad den Winter zu verbringen.

Die Zugscheide in Bayern

Die Beringung
 

von Zugvögeln trägt seit Jahrzehnten dazu bei, den Vogelzug zu enträtseln. Heute gibt es noch weitergehende Forschungsmöglichkeiten. Die moderne Satelliten-Telemetrie stattet Vögel mit Sendern aus. Dies eröffnet eine neue Dimension für Forschung. Die Vorzüge dieser Technologie machte sich das Projekt zunutze, das der NABU gemeinsam mit der NAJU, dem Bundesamt für Naturschuz und weiteren Partnern 2002 durchführte.
 
Valinka, Sophia, Annamarie, Felix, Jonas und Prinzesschen, sechs Weißstörche aus der Elbtalaue, tragen seit August 2001 ultraleichte Minisender auf dem Rücken. Es handelt sich um Altstörche der so genannten Ostzieher, die ihren Weg über den Bosporus und Nahen Osten in ostafrikanische Überwinterungsgebiete wählen.
 
Der bekannteste Weißstorch dieser Aktion war Storchendame „Prinzesschen“.
 
Bekannt durch die dokumentierte durch das ZDF.

Quelle: LBV/ NABU