07.07.2005
Die Unwetter sind zum Glück überstanden worden. Die Jungstörche entwickeln sich hervorragend. Beide Altvögel sind unermüdlich Futter heranzuschaffen um die hungrigen Schnäbel zu stopfen. Nach getaner Arbeit und um dem Betteln der unersättlichen Halbstarken zu entkommen, sitzt einer der Altvögel auf einem Nebendach um sich das Gefieder zu richten. Flugübungen, um die Muskulatur zu stärken, sind vom Ältesten der drei Jungvögel tagtäglich zu beobachten. Wann der Mutigste vom hohen Kamin sich in die Tiefe stürzen wird um dann in die Lüfte zu schweben ist ungewiss. Wir werden uns noch eine Woche gedulden müssen.
Es wird ein spannendes Ereignis werden, hoffentlich verpassen wir es nicht.
11.07.2005
Der älteste Jungstorch kann es kaum aushalten. Er will endlich in die Luft gehen und sein Nest von oben ansehen. Aber es gehört schon eine gehörige Portion Mut um das zu tun was er gerne möchte. Seine Sprünge über dem Nest sind schon enorm hoch. Das Ausbalancieren, die Eleganz das Tanzen im Wind, einfach herrlich anzusehen. Die Angst des Beobachters, dass er in jedem Moment herunterfallen könnte, ist zum Glück unbegründet.
Eigentlich ist dies die schönste Zeit des Beobachtens.
Schade, dass es so schnell vorbeigeht. Noch ist es nicht so weit, wir haben ja drei an der Zahl die wir beobachten können.
20.07.2005
Sie können es!!
Innerhalb 4 Tagen haben die Jungen es gelernt zu fliegen. Nur beim ältesten Jungstorch konnte ich das „Probieren“ beobachten. Das jüngste Familienmitglied der Dreierbande flog am gestrigen Tag einfach, ohne vorher einmal den Flügelschlag probiert zu haben, davon. Respektable Leistung aller.
Wie im vorigen Jahr fliegen sie, nicht weit vom Nest entfernt, auf eine nahe liegende Wiese nicht etwa um Futter zu suchen, nein, sie warten bis ein Altvogel ihnen die Mahlzeit serviert. Feine Sache!
Der Flug zum Nest wird wie ein „Alter“ ohne Schwierigkeiten angeflogen. Es ist eine Freude den Jungen zuzusehen, wie sie ihren Alltag meistern.
Hier die neuesten Bilder.
29.07.2005
Wieder eine Tragödie am Wittelshöfer Storchennest.
Gegen 21:00 Uhr als das Unwetter am Abklingen war, verständigte mich Familie Glatter, dass ein Jungvogel (mit der Ringnummer: A5456) verletzt geborgen wurde. Jugendliche vom Jugendraum halfen, das verletzte Storchenjunge zu bergen. Thomas Joas (1.Vorsitzender der Ortsgruppe Dinkelsbühl des Bund Naturschutz) wurde verständigt wie auch Thomas Ziegler. Thomas Joas nahm den verletzten Jungvogel an sich und fuhr ihn nach Ellwangen in die Vogelpflegestation zu Reinhold Schuster, dem bekannten Vogel-Experten.
Heute, 30.07., telefonierte ich mit Reinhold Schuster und erkundigte mich nach dem Befinden des Storchenjungen. Nach Auskunft Schusters hat er keine Brüche, aber innere Verletzungen. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass der Jungstorch, durch den Sturm vom Nest geschleudert wurde und danach hart mit dem Brustbein auf die Erde aufschlug, wo er auch regungslos lag als er gefunden wurde.
Ob der Jungstorch wieder gesund wird kann noch nicht bejaht werden.
Über das Befinden des Wittelshöfer Jungstorches wird weiter berichtet.
02.08.2005
Storchenjunge vermisst!
Seit Samstag, 30. Juli wird ein Storchenjunge vermisst. Nach dem Sturm waren zwei Störche auf dem Nest noch gesichtet worden. Es stellt sich nun die Frage, waren es zwei Jungstörche, oder war ein Altstorch dabei. Am Tag nach dem Sturm wurde nur noch ein Junges gesehen.
Auch am heutigen Tag wurden nur drei Störche gesehen, einer davon ein beringter Jungstorch.
Für Hinweise, ob ein verletzter oder toter beringter (siehe Ringnummern) Jungstorch aufgefunden wurde, wären wir sehr dankbar!
03.08.2005
Gute Nachricht!
Das Wittelshöfer Storchenjunge lebt und kann wieder geheilt werden.
Das schrieb Reinhold Schuster in das Wittelshöfer Gästebuch.
Hier die Nachricht:
„Hallo nach Wittelshofen!
Mein Name ist Reinhold Schuster. Seit dem Unwetter am 29.7.2005 habe ich einen Wittelshöfer Storch in meiner Wildvogel – Pflegestation. Die Röntgenaufnahme zeigt eine Brustbeinfraktur und innere Verletzungen. Nach medizinischer Versorgung kann man auf eine gute Heilung hoffen.“
08.08.2005
Futtersuche der drei Wittelshöfer Störche in der näheren Umgebung.
Von dem vermissten Jungstorch fehlt bislang leider jede Spur.

11.08.2005
Besuch des verletzten Jungstorches in Ellwangen.
Mit Ehefrau und Dackel machte ich mich am heutigen Tag zu Reinhold Schuster nach Ellwangen um den verletzten Wittelshöfer Jungstorch zu besuchen.
Ein sympathischer Herr, aus einem Gehege kriechend, empfing uns freundlich, um auch sogleich seine gefiederten Patienten vorzustellen.
Es sind 5 Rabenkrähen, 3 Amseln, 1 Wacholderdrossel, 1 Elster, die noch per Hand aufgezogen werden muss, 5 Waldkäuze, 1 Wiesenweihe,
2 Mäusebussarde, 1 Haussperling und der verletzte Wittelshöfer Jungstorch.
Reinhold Schuster, so heißt der nette Herr, widmet seine ganze Kraft und Zeit den verletzten Vögeln und das schon seit 1988 aus rein privater Menschlichkeit.
Tierärzte helfen ihm fast unentgeltlich um seine finanziellen Ausgaben in Grenzen zu halten. Schuster ist rein auf Spenden angewiesen und diese fließen nicht gerade üppig. Deshalb sind Spenden immer willkommen.
Wer mehr über Reinhold Schuster und seine Arbeit im Naturschutzbund –
NABU: Naturschutz, Artenschutz, Biotopschutz, Umweltschutz – wissen möchte, sollte ihn unbedingt besuchen, es lohnt sich. Alleine das Wissen und die Geschichten die er über sich und seine gefiederten Patienten erzählt, sind schon ein Besuch wert. Bitte vorher anrufen unter: 07961-6232
Dem Wittelshöfer Jungstorch geht es immer besser. Die Wunde am Brustbein ist fast verheilt und wird zur besseren Verheilung mit Medikamenten unterstützt.
In seiner jetzigen Notunterkunft fühlt er sich sichtlich wohl. Sobald die beiden Mäusebussarde wieder in die Freiheit entlassen werden können, wird er in deren Behausung bis zum März 2006 einquartiert. Solange muss er leider auf seine gewohnte Freiheit warten. Den langen Flug in den Süden würde er nicht überstehen.
Es war ein beeindruckender Besuch der mich in der Wichtigkeit und der Pflicht des einzelnen Menschen zur Hilfe für Tiere und Erhaltung der Natur bestätigte.
Leider gibt es zu wenige Menschen wie „Reinhold Schuster“ die diese Regeln so beeindruckend zur eigenen Pflicht machen.
Vielen Dank Reinhold Schuster.
Die Bilder zeigen einen kleinen Einblick in Reinhold Schusters Reich.
Reinhold Schuster erklärt sein Biotop, erzählt von seinen vielen Erfahrungen
und Erlebnissen in all den vielen Jahren in der „Wildvogel Pflegestation“ Ellwangen.
27.08.2005
Familie Storch hat es geschafft…
Der letzte und übrig gebliebene Jungstorch hat sich vermutlich auf den Weg gen Süden verabschiedet. Seit einpaar Tagen wurde er nicht mehr bei den Altstörchen oder in der Umgebung gesehen.
Die Altstörche ruhen sich zur Zeit auf dem alten Kamin des Rathauses aus und warten bis auch ihre Zeit gekommen ist um sich auf den Weg nach Süden aufzumachen.
Die Storcheneltern ruhen sich für den langen Flug aus.
Rückblick
In diesem Jahr fing es fast zu gut an. Die Altstörche kamen relativ früh nach Wittelshofen. Das Nest wurde hergerichtet und das Brüten konnte beginnen. Vier Küken schlüpften und wurden hervorragend behütet. Leider wurde das Kleinste aus dem Nest geworfen und so waren es nur noch Drei. Sie wuchsen und gediehen prächtig. Die Eltern schafften unermüdlich das notwendige Futter heran um die immer hungrigen Schnäbel zu füttern.
Als der Sturm, wie im letzten Jahr, über Wittelshofen wütete, wurde ein Jungstorch aus dem Nest geschleudert und wurde schwer verletzt aufgefunden. Er wurde sofort in die Pflegestation zu Reinhold Schuster nach Ellwangen gebracht wo er bis zum nächsten Jahr im März 2006 wieder in die Freiheit entlassen werden kann.
Ein weiterer Jungstorch wurde am nächsten Tag vermisst und konnte bis zum heutigen Tag nicht wieder aufgefunden werden. So bleibt leider nur ein einziger Jungstorch übrig. Wollen wir hoffen, dass dieser heil im Süden ankommen wird und ein langes Storchenleben noch vor sich hat.
01.09.2005
Verletzter Wittelshöfer Jungstorch wird in eine andere Stadt verlegt,
deshalb wir das Storchentagebuch zu einem späteren Zeitpunkt geschlossen.
Genaueres:
Reinhold Schuster schrieb im Wittelshöfer Gästebuch:
„Neues von der Wildvogel-
Pflegestation Ellwangen:
Der Storchenpatient ist nun fast geheilt. Er kann aber in diesem Jahr nicht
mehr freigelassen werden.
Adebar wird in ca. 8 Tagen nach Bornheim in der Pfalz gebracht. Dort
überwintert er bis März 2006 in einer geräumigen Flugvoliere.
Ich grüße Wittelshofen.“
Reinhold Schuster und meine Wenigkeit werden in ca. 8 Tagen den Jungstorch nach Bornheim überbringen. Ein ausführlicher Bericht folgt im Tagebuch.